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LEBENSWELTEN DER ORTHODOXIE – abgesagt!

Zum Wochenende des Ersten Advent, vom 27. bis 29. November 2020, laden wir freundlich ein zu unserer Tagung mit dem Thema

LEBENSWELTEN DER ORTHODOXIE – Religion und Politik in gesellschaftlichen Krisenzeiten

Das Verhältnis zwischen Religion und Politik ist ein komplexes Phänomen, das in diversen Ländern und Regionen sehr unterschiedliche Formen der gegenseitigen Einflussnahme entwickelt hat. Zum einen kann der Glaube an Gott als eine jenseitige Allmacht den Einzelnen in seiner Haltung zu politischen Entscheidungen, gesellschaftlichen Normen, rechtlichen Vorgaben etc. beeinflussen. Zum anderen wirken Religionsgemeinschaften sinnstiftend auf ihre Mitglieder und können so mit ihren besonderen Anliegen die Haltung großer Teile der jeweiligen Gesellschaft prägen.

Gerade in Krisenzeiten, angesichts des Versagens gewohnter Normen und Verhaltensmuster, lässt sich der Bezug auf religiös begründete Erklärungen und Handlungskonzepte häufig beobachten. Doch ist ein solcher Bezug auf Religion hilfreich, oder kompliziert er die Suche nach Lösungen?

Bei unserer Tagung wollen wir mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten dieser Frage anhand einiger eher konservativer Religionsgemeinschaften nachgehen, denen eine gewisse „Strenggläubigkeit“ allgemein bescheinigt wird. Dabei wählen wir einen religionsübergreifenden Ansatz, indem wir das Verhältnis zu Politik bei bestimmten Teilen des Judentums, des Christentums und des Islams erörtern.

UNSERE REFERENTINNEN UND REFERENTEN:

Dr. REGINA ELSNER ist katholische Theologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) in Berlin. Im Rahmen ihres Dissertationsprojektes befasste sie sich mit der Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche zu den Herausforderungen der Moderne. Ihr gegenwärtiger Forschungsschwerpunkt ist die Sozialethik der Orthodoxie in Osteuropa seit dem Ende der Sowjetunion.

Prof. Dr. MICHAEL HOCHGESCHWENDER studierte Katholische Theologie, Geschichte und Religionswissenschaften in Würzburg, um dann in Tübingen in Zeitgeschichte zu promovieren und sich in Nordamerikanischer Geschichte zu habilitieren. Seit 2004 ist er Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie am Amerika Institut der LMU München. Zu seinen Spezialgebieten zählt neben der politischen Geschichte des 19. Jahrhunderts und der Geschichte ethnischer Minderheiten in den USA v.a. die Religionsgeschichte Nordamerikas.

Prof. Dr. UDO STEINBACH ist Orientalist, bundesweit gefragter Analyst, ehem. Leiter des Deutschen Orient-Instituts und Mitbegründer der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient für gegenwartsbezogene Forschung und Dokumentation. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Zukunft des Nahen und Mittleren Ostens unter den Aspekten von Demokratie und Religion sowie die Stellung von religiösen und ethnischen Minderheiten in den Gesellschaften des Orients.

Dr. GUIDO STEINBERG ist Islamwissenschaftler und arbeitet für die Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte und Politik Saudi-Arabiens, die Politik der Golfregion und des Nahen Ostens sowie sunnitischer und schiitischer islamistischer Terrorismus. Zuletzt erschienen von ihm ist „Krieg am Golf. Wie der Machtkampf zwischen Iran und Saudi-Arabien die Weltsicherheit bedroht“, München: Droemer Knaur, 2020.

Dr. ANGELIKA TIMM ist Nahostwissenschaftlerin und Israel-Expertin. Sie lehrte an der Humboldt Universität, an der Freien Universität Berlin und an mehreren israelischen Universitäten, u.a. an der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan. Von 2008 bis 2015 leitete sie das Israel-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Tel Aviv. Aus ihrer Hand stammen zahlreiche Publikationen über den Nahen Osten, Israel und das deutsch-israelische Verhältnis.

AUSZUG AUS DEM TAGUNGSPROGRAMM:

FREITAG, 27. November 2020

15.00 Uhr           Beginn mit Kaffee und Kuchen

Damian  L a z a r e k, Die Hegge
Eine kurze historisch-theologische Einführung zum Phänomen der Orthodoxie in den Religionen, anschließend

Dr. Angelika  T i m m, Berlin
Kampf um den Staat
Zum Einfluss der jüdischen Ultraorthodoxie auf Politik und Gesellschaft in Israel

Dr. Regina  E l s n e r, Berlin
Kirche des Imperiums? Orthodoxes Christentum und Politik im 21. Jahrhundert

SAMSTAG, 28. November 2020

Dr. Guido  S t e i n b e r g, Berlin
Die Wahhabiten und der sunnitische Islam. Religion und Religionspolitik in Saudi-Arabien

Prof. Dr. Udo  S t e i n b a c h, Berlin
Warten auf den „Imam Mahdi“
Wird die islamische Republik sein Erscheinen beschleunigen?

Konzert für Cello und Klavier
Louis Andrade, Constant Notten

SONNTAG, 29. November 2020

Prof. Dr. Michael  H o c h g e s c h w e n d e r, München
Zwischen Orthodoxie und Orthopraxie
Die Rolle des Evangelikalismus in den USA seit dem 19. Jahrhundert

Schlussgespräch, Tagungsreflexion

Tagungsende:                   15.30 Uhr