Mit „großem Hallo“, mit dem Aufhängen und Aufstellen der mitgebrachten eigenen Werke, mit Kaffee und Kuchen in der Frühjahrssonne auf der Terrasse startete am Freitag, dem 9. Mai 2025, die 77. Tagung für Bildende Künstlerinnen und Künstler der HEGGE. Der erste Nachmittag war von erwartungsfroher Stimmung, erstem Betrachten der mitgebrachten Arbeiten, sowohl Wiedersehensfreude als auch Kennenlernen der „Neuen“ und lebendigem Austausch gekennzeichnet. Schnell kam man ins Gespräch über die mitgebrachte Kunst und oder über die HEGGE als Ganzes.
Am Abend wurden die Teilnehmenden von Dorothee Mann offiziell begrüßt und anschließend begann der Fotograf Daniel Schumann in seiner Präsentation „Koordinaten des Menschlichen“ drei seiner Buchprojekte vorzustellen. Diese Fotografien von Menschen in einem Hospiz, von Familien mit lebensbedrohlich erkrankten Kindern sowie homosexuellen Paaren bzw. Elternpaaren setzten den Fokus zum Tagungsthema als „Licht und Finsternis des Lebens“. Schumann sprach über die Inspirationen für seine Arbeit, über Entwicklungsprozesse und Bedingungen für die Weiterführung einzelner Fotoserien. Im Anschluss entwickelte sich ein offenes Gespräch über seine Projekte, bei dem Fragen gestellt, Anmerkungen geäußert und auch Kritik ausgesprochen wurde.
Der Samstag startete am Vormittag mit einer weiteren Präsentation der beiden Lichtkünstler Ursula Molitor und Vladimir Kuzmin, die sich 1996 zu einem Künstlerduo zusammenschlossen, um künstlerische Installationen mithilfe von Licht und Schatten zu gestalten. In ihrer Präsentation „Die Materialität des Lichts“ beschrieben sie ebenfalls Entstehungsgeschichten und Intentionen. Beispielsweise erwähnten sie häufig, dass ihre Arbeit mit Licht für sie selbst keinen dekorativen Aspekt besitzt, sondern eher eine eigene Sprache darstellt. Diese findet sich in dem „kühlen“ Licht der Leuchtstoffröhren wider, mit denen sie arbeiten. Sie beschrieben Herausforderungen, Hindernisse und Lösungswege. Die vorgestellten, teils monumentalen Werke stießen auf breite Resonanz, wurden aber auch kontrovers diskutiert.
Am Nachmittag stellte Dr. Holger Brülls das Projekt „Lichtungen“ vor: Überwiegend mittelalterliche Dorfkirchen in Sachsen-Anhalt werden saniert und mit Werken zeitgenössischer Glasmalerei ausgestattet und geschmückt bzw. gelichtet. Zwei Teilnehmer der diesjährigen Künstlertagung sind am Projekt „Lichtungen“ mit der Neugestaltung zweier Dorfkirchen beteiligt.
Am Abend wurde die Ausstellung mitgebrachter Werke bei einem gemeinsamen Rundgang betrachtet. Jeder Künstler und jede Künstlerin hatte ca. drei Minuten Zeit, um etwas zu seinem Werk zu sagen, Rückfragen waren möglich. Bei der diesjährigen Ausstellung mitgebrachter Arbeiten war eine Vielzahl von Techniken vertreten. Es waren Bilder auf Leinwand dabei, Zeichnungen, Glaskunst, Objektkunst, Fotografie und Lichtkunst.
Nach dem gemeinsamen Rundgang hockten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Referentinnen und Referenten noch auf der Terrasse, später im HEGGE-Keller zusammen und diskutierten bis spät in die Nacht.
Am Sonntag Vormittag sprach der Bamberger Fundamentaltheologe Prof. Dr. Jürgen Bründl über „Masken des Bösen“, über Personifikationen „des Bösen“ in der Gestalt von Satan oder Teufel. Er zeigte in einem theologiegeschichtlichen Durchgang zunächst auf, dass „Satan“ in den alttestamentlichen Schriften die Funktion eines himmlischen Anklägers hat. Im Neuen Testament wird diese Funktion eines „himmlischen Oberstaatsanwaltes“ abgeschafft bzw. obsolet durch das Auftreten Jesu als Retter von allen Sünden. Aber Mephisto, der „Teufel“ setzt sich als „Durcheinanderbringer“ und „Antichrist“ in der spätantiken Vorstellungswelt durch. Dass eine Theologie „des“ Bösen auch heute noch notwendig ist, wurde im Gespräch deutlich. Bründl zeigte Kriterien auf, an denen „das Böse“ identifiziert werden kann: „Der Teufel lügt. Er ist gewalttätig. Der Teufel verkleidet sich als schön, attraktiv. Der Teufel eröffnet keine Handlungsperspektiven. Mit dem Teufel kann man nicht verhandeln…“ Es war ein Leichtes, die aktuelle weltpolitische Lage mit dieser „Theologie des Bösen“ zu durchleuchten.
Am Schluss stand der Dank an die engagierten Referentinnen und Referenten, an Dr. Brülls für seine gewandte, verbindende und humorvolle Moderation, an die Künstlerinnen und Künstler für die Ausstellung mitgebrachter Werke, für stets lebendige Diskussionen und den Einsatz ihres Vertrauens, der Dank an die HEGGE, die den Künstlerinnen und Künstlern diesen Gesprächs- und Begegnungsraum bereitstellt.