Veranstaltung war am: 19.04.2024 15:30 - 21.04.2024 15:30


Fokus Afrika

Fast dreißig Teilnehmende zählte das Christliche Bildungswerk Die HEGGE beim jüngsten Seminar Fokus Afrika. Es gab aber auch prominenten Besuch: Charles M. Huber, vielen bekannt aus der Fernsehserie „Der Alte“ und früherer Abgeordneter des Bundestags berichtete anhand seiner eigenen Biografie, wie Europa und Afrika miteinander verwoben sind. Als Sohn eines senegalesischen Vaters, in Bayern aufgewachsen und in vielen Ländern der Erde unterwegs, berichtete er sehr anschaulich, wie deutsches Denken und afrikanische Lebensrealität oft so gar nicht zueinander passen.

Auch Dr. Boniface Mabanza Bambu, Koordinator der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika zeigte, wie häufig Vorurteile den europäisch-afrikanischen Dialog bestimmen. Der weltweite Wettlauf um die wertvollen Ressourcen ist in vollem Gange, nur Afrika sitzt nicht am Verhandlungstisch, denn es liegt sozusagen wie ein Schnitzel auf dem Teller. Afrika wird häufig als reiner Rohstofflieferant gesehen. Oder als Kontinent, von dem eine lästige, mit allen Mitteln zu verhindernde Einwanderung ausgeht.

Doch wohin geht die Reise politisch und wirtschaftlich? Viele Länder Afrikas spüren ein enormes Interesse anderer Wirtschaftsnationen. Plötzlich gilt Afrika als ein „Kontinent der Chancen“. Nach Jahrzehnten von Ignoranz und Unwissenheit, von Rassismus und Ausbeutung hat sich die Kommunikation mit und über Afrika in kurzer Zeit gewandelt. Einst stigmatisiert mit geringer Teilhabe hat der Kontinent plötzlich andere Optionen mit weitreichenden geopolitischen Folgen.

Die freiberufliche Afrikawissenschaftlerin Dr. Rita Schäfer zeigte auf, dass Südafrika zwar vorbildliche Gleichstellungsgesetze und zahlreiche Ministerinnen hat. Gleichzeitig herrschen dort jedoch hohe Gewaltraten gegen Frauen und Mädchen. Als Gründe nannte sie vor allem die jahrhundertealte Gewalt, in denen Übergriffe gegen Frauen an der Tagesordnung waren. Besonders während des Apartheidregimes wurden diese Gewalttaten in besonders grausamer Weise begangen. Zwei Frauenrechtsaktivistinnen, Nomarussia Bonase und Judy Seidman waren online aus Johannesburg zugeschaltet und berichteten darüber, wie sie durch Demonstrationen, Sitzblockaden, aber auch künstlerische Tätigkeit gegen das ihnen angetane Unrecht kämpfen.

In Afrika gab es in der Vergangenheit und bis heute viele grausame Konflikte. Dennoch oder gerade deshalb hat sich eine bemerkenswerte Versöhnungskultur entwickelt, die auch für andere Regionen dieser Erde wegweisend sein kann. Darüber berichtete in sehr beeindruckender Weise Maria Biedrawa, die sich ehrenamtlich in Friedens- und Versöhnungsprozessen in Afrika engagiert. So erzählte sie von einem Flüchtlingslager in der Zentralafrikanischen Republik, in dem sich durch das Engagement einiger Jugendlicher nach und nach eine Vertrauenskultur und Zusammenarbeit entwickelte, die auch über religiöse und ethnische Grenzen hinaus, ein Miteinander ermöglichte.

Die Seminarreiche Fokus Afrika möchte Menschen in Deutschland mit afrikanischstämmigen Menschen zusammenbringen und ein Umdenken fördern. Einmal jährlich findet eine Tagung dazu in Kooperation mit der missio-Diözesanstelle Paderborn auf der Hegge statt.