Wie können wir uns selbst spüren, ohne dabei die anderen aus dem Blick zu lassen? Wie können wir die anderen wahrnehmen, ohne uns selbst zu verlieren? In welchen Rollen, Situationen etc. treffe ich auf autoritäre Haltungen, wie reagiere ich darauf?! Wo erlebe ich mich selbst autoritär, wie reagieren andere?! Diese und weitere waren die zentralen Ausgangsfragen an dem Wochenende.

Vom 6. bis 8. September 2024 fand der Workshop nach dem Veto-Prinzip® nach Maike Plath unter der Leitung von Judith Matern (www.würde-voll-lernen.de) auf der HEGGE statt. 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begaben sich an dem Wochenende in den Prozess des Veto-Prinzips. Das Veto-Prinzip ist ein Konzept, mit dem Ziel, gleichwürdige Führung zu ermöglichen. Zentrale Säulen im Konzept sind: Präsenz nach Außen und Innen, Wahrung der eigenen Integrität, Kooperation (statt Konkurrenz), Vorleben statt Vermitteln, Partizipation und konstruktive Konfliktführung.

Zentrale Leitsätze am Wochenende waren: Nur wer die eigene Integrität wahrt, kann gleichwürdig führen und Kooperation heißt nicht Harmonie.

Jede Einheit war strukturiert durch das Drei-Schritt-Verfahrens im Veto-Prinzip®: 1. Gemeinsame Zielformulierung, 2. Erfahrungsspielraum eröffnen und 3. Ritualisierte Form des Feedbacks.

Am Freitagnachmittag lernte die Gruppe die sieben demokratischen Führungsjoker (Veto, Klarheit, Störgefühl, Freispiel, Verantwortung, Blick von außen und Tempo) und das Konzept der gleichwürdigen Führung des Veto-Prinzips® kennen. Die Anwendung der Führungsjoker wurde erprobt anhand des Erfahrungsspielraums „Wahrheit oder Pflicht“.

Am Abend wurde ein Erfahrungsspielraum für das Prinzip des Führens und des selbstbestimmten Folgens anhand des theatralischen Mischpultes eröffnet. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, eigene Grenzen, Störgefühle, Irritationen etc. wahrzunehmen und entsprechend der eigenen Integrität zu handeln sowie zu spüren, wie gleichwürdige Führung gelingen kann und welche Wahrnehmungen mit der Anwendung der demokratischen Führungsjoker seitens der selbstbestimmt Folgenden in der Führungssituation verbunden sind.

Der Abend schloss mit einem offenen Tanzangebot ab.

Die ersten Einheit am Samstagmorgen begann mit der Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse bzw. der eigenen Integrität, die im Veto-Prinzip® als Basis für echte Kooperation gilt. Den Erfahrungsspielraum bildete hierbei die biographische Arbeit zu Bedürfnissen und Grenzen, darunter auch das Angebot, eine eigene „Gerne-Geschichte“ zu erzählen und zu spielen. Am Nachmittag wurde das Integritätstraining anhand des Erfahrungsspielraums „Actionfiguren in Bahnen“ weiter vertieft. Eine zentrale Frage, die dabei im Raum stand, war: „Kann ich bei mir bleiben UND die anderen wahrnehmen?

Am Samstagabend stand unter dem Motto: „Was, wenn andere nerven?“ In diesem Zusammenhang haben sich die TeilnehmerInnen mit Verhaltensweisen, Mimiken, Gesten und Aussagen beschäftigt, die sie triggern. Als Erfahrungsspielraum diente die Arbeit mit Schattenfiguren im Rahmen einer kleinen Auftrittsübung.

Der Abend endete mit dem Angebot einer philosophischen Runde zu der Frage: „Wieviel von dem, was mich triggert, ist in mir?“

Am Sonntagvormittag stand die Statuslehre im Zentrum des Workshops. Wo reagiere ich in herausfordernden Momenten unbewusst autoritär und gelingt es mir aus meiner Integrität heraus in Liebe und Vertrauen zu handeln und zu führen? Zunächst wurden die verschiedenen Statustypen (Löwe, Kläffer, Erdmännchen, Schildkröte und Schlange) vorgestellt. Im Erfahrungsspielraum konnte die Wirkung unterschiedlicher Statustypen auf andere erprobt werden. In einem weiteren Erfahrungsraum bestand die Möglichkeit, sich intensiver mit einer Geschichte, die ständig auf Wiedervorlage ist, zu beschäftigen und sich darüber auszutauschen. Im Anschluss daran konnte die Geschichte in verschiedenen Versionen (real, worse case, verschiedene Statustypen) theatralisch umgesetzt werden.

Der Workshop endete mit einer Abschlussreflexion am Sonntagnachmittag. Der Wunsch nach Mehr stand im Raum. Nach einem möglichen Termin in 2025 wird aktuell gesucht 😊!

 

Der Workshop wurde von Judith Matern geleitet.

 
Unsere Referentin:

 

Judith Matern,  Freiburg

Judith Matern ist Theaterpädagogin und Lehrerin, sie lebt und wirkt in Freiburg. Immer wieder hat sie in ihrem Arbeitsalltag erlebt, wie Konflikte oder Missverständnisse zu Trennung führen. Deshalb forscht sie seit vielen Jahren dazu, was Menschen in Verbindung zu sich und anderen bringen kann. Antworten hat sie in Ausbildungen zur TZI (Themenzentrierter Interaktion nach Ruth Cohn) und dem Veto-Prinzip nach Maike Plath, sowie in Kursen zu Gefühlsarbeit von Vivian Dittmar, Trauma-informierten Ansätzen nach Thomas Hübl und ihrer regelmäßigen Yoga-Praxis gefunden. Weitere Informationen auf: www.wuerde-voll-lernen.de

 

Tagungsleitung und Ansprechpartnerin: Dr. Sandra Legge, Die HEGGE

In Kürze erscheint hier eine Zusammenfassung der Tagung. Schauen Sie sich aber gerne die Bildergalerie an.

Vom 1. bis 3. Dezember 2023 stand die FRAUENTAGUNG IM ADVENT im Programm. Der Titel der Tage lautete » Du bist ein Königskind « Weiblich. Würdig. Wertvoll.

Am Wochenende des ersten Advents ging es um das in Kirche und Gesellschaft aktuelle Leitwort »Frauenwürde«. Viele Frauen bekundeten ihr Interesse und folgten der Einladung, unser Haus war gefüllt, es gab wertvolle Begegnungen und regen Austausch.

Inspiriert hatten uns zum Thema die König*in-Skulpturen des Bonner Diakons Ralf Knoblauch: diese erinnern an die je eigene Königswürde und fordern stumm dazu auf, für die Menschenwürde aller einzutreten. Auch die Jubiläen 75 Jahre Menschenrechte sowie Grundgesetz wurden aufgegriffen.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar” – so beginnt das Grundgesetz. Mit der Taufe kommt die Zusage hinzu, Priesterin, Prophetin und Königin in Ewigkeit zu sein. Welch ein Zuspruch: Auch du trägst eine Krone!

Aber leider scheint Würde nicht gleich Würde zu sein – vor allem Frauen erleben das in der Realität. Würde wird angetastet, geleugnet, verletzt, mit Füßen getreten. Und doch besteht Konsens: Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes, ein Königskind. In allen steckt die Kraft, für Gerechtigkeit einzustehen und sich für Veränderung stark zu machen.

Alle interessierten Frauen waren eingeladen zu wegweisenden Impulsen und Vorträgen. Namhafte Referentinnen gestalteten das Programm und beleuchteten das Thema aus vielerlei Perspektiven.

Zunächst führte Dr. Anne Kirsch, Bildungsreferentin der Hegge, zu den Leitworten „Weiblich. Würdig. Wertvoll.“ ein und brachte die Frauen mit prägnanten Fragen ins Nachdenken und ins Gespräch.

Anschließend wurde das Tagungsthema in der Kunst anschaulich. Heide Kathrein Schmiedel, Crivitz führte mit Erklärungen und persönlichen Worten durch die Kunst-Ausstellung „Königin und König“ mit Werken Wieland Schmiedels.

Der Abend stand unter dem Thema „Ich. Bin. Würdig. Frauen beziehen Position“. Marie-Simone Scholz, Gemeindereferentin und Verantwortliche für innovative Frauenpastoral im Erzbistum Paderborn, stellt eine Königinnen-Figur des Ralf Knoblauch vor und referierte über Leben, Werte, Würde.

Am Samstag griff Prof‘in Dr. Dorothea Sattler, Professorin für Ökumenische Theologie an der Universität Münster, das Zitat „Frau-Sein – ein untröstliches Glück“ (Christine Busta) auf. Sie ist Delegierte der Deutschen Bischofskonferenz und Vorsitzende des Forums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ zum Synodalen Weg. In ihrem Vortrag sprach über sie die Auseinandersetzung mit der Frauenfrage in den Kirchen weltweit.

Danach machte Dr. Annette Jantzen, Theologin und Frauenseelsorgerin im Bistum Aachen, weibliche Gottesbilder in der Bibel bewusst und setzte sich für eine weibliche Gottesrede in der Liturgie ein. Sie verantwortet den Blog „gotteswort-weiblich“ und ist Autorin u.a. von „Gotteswort, weiblich“ und „Glaubensworte, weiblich“.

Am Abend setzte die Musik einen anderen Akzent im Programm. Das Duo La Vigna mit  Theresia Stahl, Blockflöten und Christian Stahl, Laute/Theorbe stimmte wunderbar auf die Adventszeit ein.

Der erste Adventssonntag begann mit der gemeinsamen Feier eines Wortgottesdienstes und stellte die „Königin von Saba“ (1. Buch der Könige, Kap. 10) in den Mittelpunkt.

Schließlich nahm Sabine Lutkat, Oldenburg, Präsidentin der Europäischen Märchengesellschaft, alle Teilnehmerinnen mit hinein in die Märchen der Welt und erschloss von daher die Würde der Frau: „stark, unbeugsam und selbstbewusst“.

Der Gedanke „Auch Du eine Königin. Trag Deine Krone mit Würde. Verinnerliche Deine Besonderheit. Lächle Deinem Leben zu.“ begleitete die Frauen heim.

Vom 3. bis 5. September fand eine GottesdienstWerkstatt »Sprich als Prophet« im Christlichen Bildungswerk Die HEGGE statt.

Mit Dr. Bernward Konermann wurden ChristSein und KircheSein neu erschlossen – in praktischen Übungen und theoretischen Impulsen, in Bekenntnissen und geistlichen Reflexionen. Interessierte aus Pastoral und Gemeinde, Ehrenamtliche wie Hauptamtliche, gingen gemeinsam in eine liturgische Werkstatt, die gleichzeitig auch eine GlaubensWerkstatt war.

Unser Referent Dr. Konermann, Göttingen ist Dramaturg, Regisseur, Autor und arbeitet seit über 20 Jahren in der liturgischen Fortbildung im In- und Ausland. Er nutzt seine Erfahrungen als Mann des Theaters für das „heilige Spiel“ der Liturgie. Seine Gedanken und ganzheitlichen Impulse sind inspirierend und eröffnen Perspektiven.

Mündiges ChristSein

An den Tagen näherten sich die Teilnehmenden zeitgemäßen Formen der Verkündigung und des mündigen ChristsSeins. In körperlichen und geistigen Übungen erforschten sie ihre Glaubenspraxis. Beten und Verkünden wurden neu belebt, Alt-Gewohntes wurde neu erschlossen, Noch-Unbekanntes wurde ausprobiert.
Die Frauen und Männer erlernten Präsenz und Authentizität in all ihrem Tun, jeder auf seine Art, jede in ihrer je eigenen Individualität. Wie werde ich zum Verkünder, zur Verkünderin des Wortes Gottes heute?

Überzeugte Verkündigung

Gemeinsam wurden Texte der Bibel gelesen und der Schatz der Frohen Botschaft gehoben – hier und heute, im ganz konkreten Leben. Die Teilnehmenden tauschten sich aus in der Vielfalt ihrer Charismen. Sie forschten nach ihrer je eigenen apostolischen Sendung im Sinne eines gemeinsamen Priestertums aller Menschen vor Gott.
Dabei wurde ganz praktisch ausprobiert und justiert – und zu einem mündigen ChristSein ermutigt. So wurden neue Wege für die Gemeinde von morgen beschritten.

Die Tage haben einmal mehr deutlich gezeigt, dass ChristSein und KircheSein niemals heißt: Weiter so, wie bisher. Das persönliche wie gemeindliche Leben wurde nachhaltig gestärkt und erneuert. Dabei war der rege Austausch untereinander allen ebenso wertvoll wie die zahlreichen praxisnahen Anregungen des Referenten.
Mit kleinen, neuen Schritten gehen die Teilnehmenden in ihre Welt und zu ihren Mitmenschen zurück.

Im September 2025 lädt das Christliche Bildungswerk Die HEGGE wieder zu einem Fortbildungsangebot mit Dr. Bernward Konermann (https://www.gottesdienstwerkstatt.eu/) ein. Merken Sie sich den Termin 16. bis 18.09.2025 gerne vor.

Gewaltfreie Kommunikation ersetzt verurteilendes Denken und Sprechen durch den Blick auf das, was dahintersteht und was Menschen miteinander verbindet. Es werden Werte und Bedürfnisse in den Blick genommen. Ziel war es, die eigenen Bedürfnisse und die des Gegenübers wahrzunehmen und dadurch neue Handlungsmöglichkeiten kennenzulernen. Diese sollten in einem geschützten Rahmen innerhalb der Gruppe eingeübt werden.

Nach einer Einführung und kurzen Vorstellungsrunde mit Klärung der Erwartungen gab die Referentin Bettina Hagedorn einen Einblick in Ziele und Annahmen der GfK sowie in Überlegungen zu trennender Kommunikation.

Die Teilnehmenden übten dann in Zweiergruppen die Unterschiede von Beobachtung und Bewertung anhand von Gegenständen. Mithilfe eines Skriptes wurden weitere Einzelheiten der GfK erlernt. Danach wurde insbesondere über trennende Kommunikation im Vergleich zu verbindender Kommunikation diskutiert. Bei einer Übung zu den Gefühlen Traurigkeit und Freude und zum Zustand Erleichterung konnten sich die Teilnehmenden in die Kraft der Gefühle hineinversetzen. Ferner wurde in Gruppen zum Thema Bedürfnisse gearbeitet.

Danach erläuterte die Referentin die vier Schritte der GfK (Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse, Bitten) und hier vor allen Dingen den Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung im vierten Schritt. Danach wurden in Zweiergruppen anhand von selbstgewählten Fallbeispielen die vier Schritte umgesetzt. Diese wurden schließlich gemeinsam analysiert.

An den Abenden konnte man M. Rosenberg bei einem aufgezeichneten Vortrag näher kennenlernen und das Konzept von Giraffen- und Wolfssprache verstehen.

 

Am Samstag, 6. Juli hatte das Christliche Bildungswerk Die HEGGE zu einem FrauenFrühstück eingeladen. Dazu wurden Haus und Park geöffnet. Gemeinsam konnte der Sommer in seiner ganzen Fülle erlebt werden. Rund 70 Frauen genossen das Frühstück und das rege Gespräch ebenso wie die vielfältigen Stationen. Sie erlebten die HEGGE „als Ort, der mir guttut“.

Gestärkt mit hausgemachten Leckereien der HEGGE-Küche wurde das weitläufige Gelände erkundet.

Vielerlei Stationen voll Lebensfreude und Glückseligkeit waren vorbereitet … mit FrauenThemen, Gesprächsrunden und Angeboten zum kreativ-sein, mit musikalischen Klängen, Glücksmomenten und Segensworten. Quer durch den HEGGE-Park, inmitten der Natur, bot sich die Gelegenheit abwechslungsreiche Angebote zu erkunden:

·         Heilsame Natur. Waldbaden macht glücklich

·         In Schwung kommen. Kreistänze + Körperübungen

·         Den GlücksMoment festhalten …in unserer Foto-Box

·         » Alles hat seine Zeit « Ein spiritueller Impuls

·         30 Minuten Glück mitnehmen. Kräuter-Fußbad herstellen

·         So klingt das Glück. Gemeinsam singen

·         Was lässt dein Herz hüpfen? Achtsam für das kleine Glück

·         » Dieses Kribbeln im Bauch «. Kühle Getränke & gute Begegnungen

In einem engagierten FrauenTeam mit Gemeindereferentinnen und Ehrenamtlichen der Umgebung, mit kfd-Verantwortlichen und HEGGE-Mitarbeitenden konnte die Veranstaltung geplant und durchgeführt werden. Alle waren sich einig, es hat viel Freude gemacht und gutgetan. An einem wunderbaren Sommertag konnten die Frauen miteinander kleine Momente des Glücks genießen.

„Wir öffnen unsere Türen auch weiterhin zum FrauenOrt“, kündigt Dr. Anne Kirsch an. Am Dienstag, 19. November bietet ein FrauenAbend wohltuende Stunden in der dunklen Jahreszeit.

 

 

Zur Tagung waren insgesamt 6 Referent*innen für 7 Einheiten geladen.

Die Einführungseinheit übernahm Prof. Wilhelm Heitmeyer. In seinem Vortrag „Krisen und Kontrollverluste – Gelegenheitsstrukturen für Treiber autoritärer gesellschaftlicher Entwicklungspfade“ zeigte er auf, dass die aktuellen autoritären Strömungen, wie u.a. an dem Erfolg der AfD zu beobachten, nicht als kurzfristige Reaktionen auf gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen sind. Anhand eines Analyseschemas, angelehnt an sein Buch „Autoritäre Versuchungen“ (2018), zeigt Heitmeyer auf, dass die Auslöser autoritärer Dynamiken weiter zurück liegen. Ihren Ursprung nehmen sie mit dem Beginn des wirtschaftlichen Neoliberalismus und sind durch die verschiedenen gesellschaftlichen und globalen Krisen weiterbefördert worden (9/11, Banken- und Finanzkrise, Corona, Klimakrise, Kriege etc.). Aus diesen hervorgehend nimmt ein immer größer werdender Teil, so Heitmeyer, individuelle Kontrollverluste war, die zunehmend autoritären Versuchungen weichen. In der weiteren Diskussion wurde intensiv darüber diskutiert, was den derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklungen entgegengesetzt werden kann. Heitmeyer rekurrierte in diesem Zusammenhang insbesondere auf die Bedeutung der sozialen Integration (durch Mitgliedschaft in Vereinen, Verbänden etc.).

Am Abend referierte Cemal Öztürk, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Duisburg-Essen, über erste Ergebnisse aus dem Projekt „Radikaler Islam – Radikaler Antiislam“. Aufgrund einer Erkrankung schaltete er sich online dazu. Im Rahmen des Vortrags wurde herausgearbeitet, wie sich ablehnende Gruppen in einer Gesellschaft zum gegenseitigen Radikalisierungsprozess beitragen. Auch die Doppelfunktion, die Religion für muslimische Jugendliche einnimmt (als Merkmal von Ausgrenzung in der Mehrheitsgesellschaft, als identitätsstiftendes Merkmal in der Eigengruppe), wurde herausgestellt. Es wurde intensiv diskutiert, an welchen Stellen im Radikalisierungsprozess die Spirale unterbrochen werden kann. In diesem Zusammenhang spielte die Reduktion von Vorurteilen und Diskriminierung gegenüber Menschen muslimischen Glaubens in der deutschen Gesellschaft ebenso eine Rolle, wie die Schaffung alternativer Anerkennungsquellen und eine „echte“ Integrationsmöglichkeit von Menschen mit Zuwanderungsbiografie zu schaffen.

Die Einheit am nächsten Morgen wurde von Prof. Pickel und seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Emma Aouragh von der Universität Leipzig gestaltet. Beide waren online zugeschaltet. Thematisch ging es um die Identifikation individueller und institutionell angelegter rassistischer und autoritärer Strukturen in deutschen Behörden (am Beispiel des Jobcenters). Beide Referenten rekurrierten auf aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse aus dem mit Bundesmitteln finanzierten Projekt „Rassismus in Institutionen (InRa)“.

Es wurde zum einen deutlich herausgearbeitet, dass individueller und institutionell verankerter Rassismus nicht immer trennscharf von einander unterschieden werden können. In diesem Zusammenhang wurde von einzelnen TN auf die Bedeutung hingewiesen, frühzeitig gegen individuelle Ressentiments zu arbeiten. Es wurde intensiv diskutiert, ob und inwiefern Schule das leisten kann. Im Weiteren stellten Prof. Pickel und seine Kollegin mögliche präventive Ansätze im Rahmen von Behörden vor, die mit den TN diskutiert wurden. Die Umsetzbarkeit, wie die Rotation von Mitarbeitern, regelmäßige Supervision etc. stand dabei im Mittelpunkt der Diskussion. Auch die Frage, wie motivierte Mitarbeiter*innen besonders gestärkt werden können, wurde ausgiebig erörtert.

Am Samstagnachmittag berichtete Prof. Johanna Rahner über autoritäre Strukturen in religiösen Institutionen, die in christlicher Tradition stehen. Dazu rekurrierte sie zunächst auf das „alte Europa“, kam dann auf die Entwicklungen der „Kirche des Südens“ (insb. neopentekostale Gemeinschaften) sowie denen in der USA zu sprechen. Den Abschluss ihres Vortrags bildete der Blick auf die deutschen Verhältnisse, wobei sie ihre ursprüngliche Idee, Deutschland als Vorbild der Resilienz zu präsentieren, nach den gehörten Inhalten des Vortrags von Wilhelm Heitmeyer mit einem Fragezeichen versehen hat. Im Rahmen der sich anschließenden Diskussion wurde von den TN unter anderen danach gefragt, wo die katholische Kirche im europäischen Raum besonders anfällig ist für die politische Rechte. Auch wurde von den TN nachgefragt, wie und warum Deutschland durch das kooperative Verständnis des Verhältnisses von Religion und Staat weniger anfällig ist, dominant antimodernistisch zu werden.

Nach einer kurzen Pause hat David Aderholz, assoziiertes Mitglied am Else-Brunswick-Institut des Universität Leipzig die aktuellen Ergebnisse aus einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage der sog. Autoritarismus-Studie vorgestellt. Insbesondere die Angleichung abwertender Einstellungen gegenüber sog. schwachen Gruppen zwischen Ost und West sowie dem Ergebnis, dass nicht nur Menschen in Kreisen mit einer hohen Arbeitslosenquote, einem geringen Frauen- und Ausländeranteil häufiger abwertende Einstellungen berichten, sondern auch dann, wenn sie aus Kreisen mit einem hohen Haushaltseinkommen (bei gleichzeitig hoher kollektiv wahrgenommener Deprivation) sind, hat die TN sehr bewegt und entsprechend ins Diskutieren gebracht. Ebenfalls kritisch nachgefragt wurde, warum Ost/West in der Wissenschaft immer noch als Analysekategorie genutzt wird.

Nach dem Abendessen gab es eine weitere Einheit mit David Aderholz, in der er im Rahmen seines Dissertationsprojektes von einer Untersuchung von politisch rechten Betriebsräten in einem großen Automobilunternehmen berichtete. Insbesondere interessierten sich die TN für die Fragen, wie sich der Einfluss der rechten Betriebsräte im Arbeitsalltag zeigt, wie die Belegschaft darauf reagiert und welche Möglichkeiten es gibt, die politisch rechten Betriebsräte mit ihren leeren Versprechungen zu überführen.

Der Sonntag begann mit dem Gottesdienst. Hr. Auffenberg hat im Rahmen der Messe das Thema der Tagung explizit aufgenommen und am Beispiel von Bonhoeffer an die immer beständige Möglichkeit der individuellen Gegenwehr mit Blick auf die erstarkenden autoritären Dynamiken in Deutschland, aber auch weltweit, hingewiesen. Den Abschluss der Tagung bildete eine Trainingseinheit aus dem „Veto-Prinzip“. Anna Maria Weber, Trainerin und Geschäftsführerin von ACT e.V. stellte zunächst die Geschichte von Veto sowie die damit verbundenen Ziele kurz vor. Es geht insbesondere um die Förderung der ICH-Stärke und um Sensibilisierung für ungleiche Machtverhältnisse (Es geht darum vom „Land des inneren Gehorsams“ in das „Land der inneren Freiheit“ zu gelangen). Auf spielerische Art und Weise wurde den TN das Veto-Prinzip nähergebracht. Entsprechend hatten die TN die Möglichkeit, sich und ihre Grenzen auszutesten. Diese Einheit verursachte anfangs einige Irritationen, wurde letztlich von den TN aber als sehr gewinnbringend bewertet. Unabhängig davon war diese Einheit allein deshalb wichtig, weil sie Mut machte, dass es trotz der derzeitigen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Deutschland genügend Spielraum gibt, sich für die Demokratie stark zu machen!

Siehe auch den Beitrag von Anna Maria Weber: https://mailchi.mp/5bd9a1f088c3/act-newsletter-einladung-zu-den-auffhrungen-6216871?e=c1622893d5

 

Im Zentrum der Fortbildung stand die Frage: Welche Erzählmöglichkeiten gibt es, die Kinder fesseln und in die Geschichte hineinnehmen? Viele pädagogische Fachkräfte nahmen teil und erhielten wertvolle Tipps für die Praxis in der Kita, im Zusammensein mit Kindern und mit Familien.

Die Teilnehmerinnen erlernten das Erschließen und kindgerechte Umsetzen von Geschichten. Dabei diente ihnen der POZEKI-Schlüssel als wertvolle Hilfe.

Sie übten den Einsatz der Stimme und lernten vielerlei kreative Methoden kennen: erzählen im Sand • mit Gegenständen • mit Klängen • mit Bewegungen • auf dem Rücken • mit Handpuppen • auf den Beinen • mit Bildern • zum Mitmachen usw.

Dabei wechselte die Referentin Christiane Zimmermann-Fröb, Velbert zwischen theoretischem Input und praktischen Erzählbeispielen ab. Sie ist Pastorin und Referentin beim Förderverein Kirche mit Kindern im Rheinland, außerdem Fortbildnerin für Godly Play – Gott im Spiel.

Anschließend waren das eigene Ausprobieren und Erzählen an der Reihe. Alle Teilnehmerinnen erarbeiteten, wahlweise allein oder zu zweit, eine biblische Geschichte mit einer der Methoden. Dabei orientierte sich die Geschichten-Auswahl am Lauf des Jahreskreises: Jesus wird erwachsen • Passion • Ostern • Himmelfahrt • Pfingsten.

Dann erzählten und ergründeten alle ihre Geschichten in der Gruppe und erhielten jeweils konstruktive Rückmeldungen. Gemeinsam wurde überlegt, ob und wie die Erzählformen mit Kindern verwendet werden können. Dabei kamen Möglichkeiten der praktischen Umsetzung in den Blick, unter Berücksichtigung etwa des Alters der Kinder oder der Zahl der Zuhörer*innen. Raum für Fragen und Austausch wurde eröffnet.

Mit viel Handwerkszeug, jeder Menge neuen Ideen und der Ermutigung, selbst das freie Erzählen zu wagen, fuhren die Teilnehmerinnen heim.

 

 

Unter fachkundiger Anleitung von Hedwig Urban arbeiteten und beteten Gartenbegeisterte drei Tage im Park der Hegge. Dabei wurde beim Gartenhaus, an der Treppe beim Parkplatz, am Gehölzstreifen für Insekten, am Carport und auf der Konventswiese für Ordnung gesorgt.

Neu war die Erweiterung um „lege“. In den Klöstern gab es neben festen Arbeits- und Gebetszeiten auch feste Lesezeiten. Dies wurde an einem Abend im Park umgesetzt, wo Teilnehmende ihre Lieblingsbücher bzw. -autoren vorstellten (Ein Herz und eine Pflege von Rashid Hamid, Ein Stadtmensch im Wald von H.D. Walden sowie Gedichte von Heinz Erhardt).

Jede/r konnte sich eine Arbeit aus den anstehenden Aufgaben aussuchen. Trotz (oder wegen?) der vielen Pausen zu Gebetszeiten und Mahlzeiten wurde viel geschafft.

Viele haben sich bereits für die Fortsetzung im November angemeldet.

 

 

 

 

Vom 16. bis 18. April fand ein Vertiefungskurs zum Godly Play – Gott im Spiel im Christlichen Bildungswerk Die HEGGE statt.

Interessierte aus Gemeinde, Kita und Schule kamen zusammen, um mit Godly Play weiter auf dem Weg zu sein. Alle verband die bereits absolvierte Erzähler*innen-Ausbildung und die Begeisterung an dem aktuellen religionspädagogischen Konzept. Für sich selbst, genauso wie zur Weitergabe an andere, vertieften die Frauen und Männer vorhandene Kenntnisse und erweiterten ihr Repertoire an biblischen Geschichten.

Die Fortbildnerinnen Christiane Zimmermann-Fröb, Velbert und Dr. Delia Freudenreich, Paderborn vermittelten mit hoher Kompetenz und Leidenschaft Erzähltechniken sowie Ergründungsfragen, um den Bibeltexten buchstäblich auf den Grund zu gehen. Auch spielerisch-kreative Elemente hatten ihren Platz und vieles Weitere mehr. Dabei waren die Teilnehmer*innen sich einig: „Es geht um viel mehr als das Erlernen einer Methode – es ist ein intensives Eintauchen in die Welt der Bibel, ein persönliches Berührtsein.“

Im Verlauf der drei Tage wurden Jesusgeschichten sowie Vertiefungsgeschichten des Altes Testaments ausprobiert und gemeinsam ergründet. Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer erzählte eine neu konzipierte »Gott im Spiel -Geschichte«. Der rege Austausch untereinander war allen ebenso wertvoll wie die zahlreichen praxisnahen Tipps der Fortbilderinnen.

Gerade die praktische Anwendbarkeit des religionspädagogischen Ansatzes wurde als sehr hoch eingeschätzt. So nahmen die Teilnehmenden ein gefülltes kostbares Bündel von der HEGGE mit auf Ihren Weg: mit neuen Erfahrungen, Geschichten und Ideen, sowie auch neuer Ermutigung und Begeisterung.

Im Oktober und November bietet das Christliche Bildungswerk Die HEGGE wieder Fortbildungsangebote zum Godly Play – Gott im Spiel an.

Am Dienstag, den 08.10. von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr findet ein Kennenlerntag statt. Für den 04. bis 07.11. ist ein zertifizierter Erzählkurs geplant und damit die Möglichkeit der Ausbildung als Godly Play-Erzähler*in gegeben.