Die Bibelschule 2025
Eine bunte Schar von Bibelschüler:innen traf sich vom 8.-12. September 2025 auf der HEGGE, um bestimmte biblische Texte besser einzuordnen und verstehen zu lernen. Als Lehrer war erneut der Münsteraner Prof. Dr. Reinhold Zwick auf die HEGGE gekommen und führte sowohl substantiell als auch lebendig und zugewandt durch das Seminar. Im Mittelpunkt standen in diesem Jahr DIE KINDHEITSGESCHICHTEN JESU ALS OUVERTÜREN DER EVANGELIEN NACH MATTHÄUS UND LUKAS. Dabei wurden die inhaltlichen Bezüge und die enge Vernetzung dieser literarischen Kompositionen sowohl mit dem AT als auch mit dem jeweiligen Evangelium auf eindrucksvolle Weise deutlich. Darüber hinaus wurden die Texte auch immer wieder in den jeweils zeitgeschichtlichen antiken Kontext gestellt. Es wurde klar, dass es sich bei diesen Texten tatsächlich um Ouvertüren handelt, in denen bestimmte Leitmotive bewusst komponiert sind, die im weiteren Evangelium jeweils entfaltet werden. Die Kindheitsgeschichten sind von der spezifischen Theologie des Matthäus bzw. des Lukas markant geprägt und als „Summe“ ihrer Botschaft aus nachösterlicher Perspektive verfasst worden. Dabei geht es den Autoren nie um historische Wahrheit im Sinne heutiger biographischer Daten oder Lebensbeschreibungen, vielmehr um theologische Wahrheit und das gläubige Bekenntnis, um wen es im weiteren Evangelium geht, was diesen Jesus von Nazareth auszeichnet, wer dieser ist.
Während Matthäus, der für einen judenchristlichen Adressatenkreis schreibt, Jesus als den „neuen Mose“ vorstellt, der Mose noch weit überbietet und eine universal gültige frohe Botschaft erzählt, entwirft Lukas seine Kindheitsgeschichte als „Doppelbiographie“ von Johannes dem Täufer und Jesus. Die Kindheitsgeschichte des zur Abfassungszeit hoch geachteten Johannes der Täufer ist parallel zur Kindheitsgeschichte Jesu komponiert, wobei die Gestalt und Bedeutung Jesu seinen Vorläufer Johannes weit überbietet.
Teil des Programms war auch ein Spielfilm: MARIA UND JOSEPH“ (Regie: Jean-Luc Godard) (Schweiz/Frankreich: 1984). Ein anspruchsvoller Film, der die jungfräuliche Empfängnis und die Beziehung von Maria und Joseph ins 20. Jahrhundert überträgt und eher eine Collage darstellt. Der Film irritiert dadurch, dass er die jungfräuliche Empfängnis nicht hinterfragt, sondern als Geheimnis akzeptiert und stehen lässt. Mithilfe einer qualifizierten Hinführung von Prof. Zwick, der u.a. auf eine „Ästhetik der Unterbrechung“ (Zwick) im Film von Godard aufmerksam machte, erwies sich der Film als sehr lohnend. Ein konstruktives Filmgespräch schloss sich an.
Ergänzt wurde das Programm durch eine Exkursion zur Stiftskirche von Obermarsberg, gegründet im 8. Jhd. von Karl dem Großen als Klosterkirche eines Benediktinerkonvents. Eine Führung durch Hermann Runte vermittelte außerordentlich kenntnisreich die Geschichte dieses Ortes. Die Besichtigung mündete in einer gemeinsamen Betrachtung des zentralen Altarbildes aus der Werkstatt Papen, das die Geburt Christi darstellt. Dieses Gespräch fügte sich inhaltlich in das Thema der Bibelschule. Nach der Führung gab es Kaffee und Kuchen im Obermarsberger Heimatmuseum.
Am letzten Abend (Donnerstag) gab es ein Konzert. Das Saxophon-Quartett „Ladies Groove“, das infolge von Krankheit einer Musikerin nur als Trio auftreten konnte, präsentierte einen bunten Strauß an bekannten und weniger bekannten Melodien verschiedener Genres.
Im Schlussgespräch am Freitag wurde Prof. Zwick besonders gedankt, dem es wieder gelungen war, die Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit der Lehre ohne dogmatische Scheuklappen sehr lebendig zu vermitteln, stets im offenen Gespräch, verbunden mit feinem Humor.
Die gute Nachricht:
Die Reihe der „Bibelschule“ wird 2026 fortgesetzt: 14.-18. September 2026.
Als Prof. Zwick verschiedene Themen für 2026 zur Auswahl stellte, rief ein Teilnehmer von hinten: „Ist egal, was Sie anbieten! Wir kommen!“
Thema der Bibelschule 2026: Die Judas-Figur im Neuen Testament.