Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars zur „benediktinischen Spiritualität“, allesamt kritische Christinnen und Christen, erlebten und gestalteten
ein tiefgründig spirituelles Seminar mit einer Vielzahl an Schrift- und Glaubensgesprächen in großer Aufrichtigkeit und Offenheit. Das Thema war bewusst doppelsinnig angelegt und wurde in beiderlei Perspektive behandelt: Im Sinne von Auf-stehen, Auf-brechen, Auf-richten, Auf-blicken „mitten im Leben“ einerseits, andererseits im Sinne von Auferstehung im Tod, der Frage nach einem Leben nach dem Tod.
Zum Ankommen der Teilnehmer:innen wurde am Freitag Nachmittag ein Rundgang „mit allen Sinnen“ durch den Hegge-Park gestaltet, der uns nach teils langer Anfahrt und beruflichem Stress zur Ruhe kommen ließ.
Für Freitag Abend hatte Sr. Hildegard Wolters OSB sechs verschiedene biblische Auferstehungsbilder auf einem Papier zusammengestellt. Jede/r konnte sagen, welches Bild ihn/sie besonders anspricht und warum es anspricht. So war der Abend ein erster Einstieg in das Thema und zugleich eine Vorstellungsrunde.
Zum Abschluss des Tages wurde im Seminarraum die Komplet gebetet und gesungen.
Der Samstag begann mit einem Morgengebet mit einer Predigt von Frau Dorothee zu der Frage: Wie fängt Auferstehung an? Wie kündigt sie sich in der Bibel sprachlich an?
Nach dem Frühstück übten wir unter fachkundiger Anleitung der Benediktinerin, Lehrerin und Chorleiterin Sr. Hildegard Wolters OSB die Gesänge für die Vesper des Abends ein.
Am weiteren Vormittag standen die neutestamentlichen Textzeugen der Auferstehung Jesu im Mittelpunkt. Unterschieden wurde zwischen (1.) der einfachen Bekenntnisformel: „Gott hat Christus Jesus von den Toten erweckt“ als ältestes Schriftzeugnis der Auferstehung Jesu, (2.) den Grabauffindungserzählungen der Evangelisten, die das alte Bekenntnis in anschauliche Geschichten gekleidet haben und (3.) Erscheinungserzählungen, mit denen die Evangelisten (Jahrzehnte nach Jesu Tod) Antwort zu geben versuchen auf Fragen und Probleme ihrer Gemeinden.
In Gruppenarbeit erschlossen wir uns die Botschaft der Emmausgeschichte des Lukas, die uns Auskunft darüber geben will, wie wir heute trotz des großen zeitlichen Abstands dem Auferstandenen lebendig begegnen können.
Der Samstag Nachmittag galt der Perspektive der Kunst. Es wurden Bilder bzw. Kunstwerke zur Auferstehung Jesu aus verschiedenen Epochen gezeigt und im Gespräch nach der jeweiligen Botschaft des Künstlers bzw. der Künstlerin gefragt.
Am frühen Abend wurde die Vesper gebetet und gesungen, am späteren Abend feierte die Gruppe mit P. Thomas Wunram aus Neuenheerse die Eucharistie, der eine besonders eindrucksvolle Predigt zum (anspruchsvollen) sogenannten „Gleichnis vom ungerechten Verwalter“ hielt, dem er eher den Titel geben wollte: „Gleichnis vom Verwalter der Ungerechtigkeit“.
Den Sonntag Vormittag gestaltete nach dem gemeinsamen Morgengebet Sr. Hildegard Wolters OSB. Sie griff in ihren Ausführungen die zweifache Bedeutungsperspektive von „Aufstehen“ und „Auferstehen“ auf und ordnete beide Bewegungen „Grundelementen benediktinischer Lebensgestaltung“ zu.
Die Verbformen auf-stehen/aufrecht stehen/zu sich stehen/den Tag bestehen/bei-stehen/ver-stehen/aus-stehen erläuterte sie lebensnah, erfahrungsgesättigt und zugleich tiefgründig anhand der Benediktsregel. Ihre Ausführungen wurden jeweils von Klangbeispielen ergänzt und zusätzlich zu den Textbeispielen auch musikalisch erschlossen.
In ihrem zweiten Vortragsteil gewährte sie den Teilnehmer:innen einen Blick in die neugestaltete Moritzkirche zu Augsburg und konfrontierte sie mit dem dortigen Altarbild: dem „Christus Salvator“, geschaffen 1632/33 von Georg Petel, der mit seiner kraftvollen, dynamischen Ausstrahlung seinen Betrachter:innen zuzurufen scheint: „Na los, erhebt euch! Auf geht’s!“ Diesem Bild eines Auferstandenen kann man glauben, dass er alle Betrachter:innen aus dem Tod mit ins neue Leben führt!
Das letzte Wort hatte dann allerdings wieder die Musik bzw. ein mehrstimmiger Choral mit biblisch fundiertem Text von Huub Oosterhuis: „Die Steppe wird blühen…“ Mit dem hoffnungssatten Schlussvers von Huub Oosterhuis endete das Seminar:
„…und wir werden aufstehn und lachen und jauchzen und leben.“
Eine Weiterführung der Seminarreihe „Benediktinische Spiritualität“ mit Sr. Hildegard Wolters OSB wurde vereinbart für den 18.-20. September 2026.