Klosterleben verstehen
Bildimpressionen von der Tagung
Kloster Dalheim
Im Kreuzgang
Im Refektorium
Kaffeepause
Im Klostergarten
Neuenheerse
Hans Herman Jansen
Hans Hermann Jansen
„Klosterleben verstehen“
Ein glücklicher Zufall? Am Tag, als die Aufnahme Corveys in die Liste „Weltkulturerbe“ veröffentlicht wurde, begann im Christlichen Bildungswerk DIE HEGGE eine Tagung mit dem Titel „Klosterleben verstehen“!
Während der sog. Klostertourismus zunimmt, geht das Wissen über das Klosterleben zurück. „Dem muss abgeholfen werden“ – war die Idee der Hegge. So konzipierte Dagmar Feldmann zusammen mit Frauen des Hegge-Konventes eine Tagung zum Klosterleben einst und jetzt. Denn vielen Menschen – auch in unserer „Klosterregion“ – ist nicht bewusst, dass es im Kreis Höxter neben kostbaren historischen Klöstern 14 geistliche, klösterliche Gemeinschaften gibt, die entsprechend dem alten Ideal „Ora et labora“ leben und arbeiten. Von diesen einige kennenlernen zu können – neben der Beschäftigung mit der Geschichte des Mönchtums -, gehörte zum Konzept der Tagung. Entsprechend stand am Beginn ein Vortrag zum Thema „Wie Klöster ihre Zeit präg(t)en“ von Dr. Anna Ulrich (Die Hegge). Sie zeigte auf, dass das Mönchtum keine statische Institution ist, sondern eine bis in die Gegenwart im Wandel begriffene Bewegung. Immer wieder fanden und finden sich religiöse Gemeinschaften zusammen, die in der Gestaltung ihres spirituellen Lebens und der Ausrichtung ihrer Arbeit neue Antworten suchen und so auf die Nöte der jeweiligen Zeit reagieren.
Unter der Überschrift „Klosterleben heute“ stellten sich Schwestern verschiedener Gemeinschaften vor und gaben in einem Podiumsgespräch Einblicke in das Leben und Wirken ihre Klöster: Sr. Veronika von der Brede (Arme Schulschwestern v. U. L. Fr.) und Sr. Gabriele aus Hardehausen (Franziskanerinnen Salzkotten). Sie schilderten ihren persönlichen Weg ins Kloster und ihre spirituelle Basis und lösten damit eine lebhafte und in die Tiefe gehende Diskussion aus.
Am zweiten Tag führte eine Exkursion ins Klostermuseum Dalheim, das in sehr anschaulicher Weise den Alltag im Kloster darstellt und die Geschichte der Orden im Zeitablauf darstellt. Natürlich durften auch die Gärten des Klosters dabei nicht fehlen.
Ein Besuch in der ehemaligen Stiftskirche Neuenheerse rundete den Exkursionstag ab. Dabei interessierte die Teilnehmer neben der großartigen und geschichtsträchtigen Kirche vor allem die tausendjährige Geschichte des Stiftes. Hier lebten keine monastisch geprägten Nonnen, sondern Kanonissen nach eigenen Regeln, die – entsprechend den besonderen Aufgaben eines Stiftes in der weltlichen und kirchlichen Öffentlichkeit – ein freieres und weltzugewandtes Leben ermöglichten.
Ein Höhepunkt der Tagung war der Vortrag von Hans Hermann Jansen, der nicht nur an der Hochschule für Musik in Detmold unterrichtet, sondern sich maßgeblich für die Klosterregion Paderborn-Höxter und das Netzwerk Klosterlandschaft OWL sowie für die Abtei Marienmünster engagiert. Jansen verstand es, die Teilnehmenden dafür zu sensibilisieren, welch heilsame Wirkung gerade die älteste Musik Europas, die Gregorianik, für den Menschen entfaltet. Als erprobter Sänger und Chorleiter legte er daher nicht nur sehr detailliert die Entwicklung der Klostermusik dar, sondern gab selber Gesangsdarbietungen und leitete auch zum gemeinsamen Gesang an. Klostermusik sei nicht nur Vergangenheit sondern Gegenwart und, sobald sie gesungen werde, stelle sie „veredelte Zeit“ dar, so Jansens Credo. In Klöstern wurde (und wird z.T. noch heute) siebenmal am Tag das Lob Gottes gesungen. Dieser liturgische Gesang strukturiert den Tag der Ordensbrüder bzw. –schwestern und bringt eine „taktlose“ Freiheit mit sich, denn die Psalmen können durchaus sehr unterschiedlich intoniert werden. Zu den verschiedenen Zeiten wurden diese Gesänge auch unterschiedlich gesungen und von sehr verschiedenen Instrumenten begleitet.
Eine rundum gelungene Tagung, die in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll.