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DER ISLAM IN DEUTSCHLAND – Online-Veranstaltung

Von Freitag, den 26.02.2021 bis Sonntag, den 28.02.2021 fand auf der Hegge die Tagung „Der Islam in Deutschland“, mit rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erstmals als Online-Seminar statt.

Den Auftakt in das Thema machte Rabeya Müller, muslimische Theologin, Imamin und Islamwissenschaftlerin. Sie führte die Teilnehmer in den Islam, seine theoretischen Grundlagen sowie seinen praktischen Lebensvollzug in Deutschland auf eine sehr verständliche und lebendige Art und Weise ein. Im Anschluss daran berichtete sie in einem inhaltlich sehr ansprechenden Vortrag über Frauen im Islam anhand historischer Entwicklungen sowie feministisch-theologischer Gesichtspunkte.

Am Samstag fanden gleich drei Online-Einheiten statt.

Am Morgen erfolgte zunächst ein Vortrag von Professor Josef Freise über exklusives, inklusives und plurales Religionsverständnis. Dabei legte er eindrucksvoll dar, dass letztendlich nur ein plurales Religionsverständnis einen interreligiösen Dialog auf Augenhöhe möglich macht, denn hier wird dem jeweiligen Gesprächspartner das Recht auf den eigenen, vollwertigen Zugang zu Gott eingeräumt.  So wird die Berücksichtigung religionsgeschichtlicher Parallelen und damit die Suche nach dem Gemeinsamen ermöglicht. Professor Freise wusste zudem seine theoretischen Ausführungen durch zahlreiche Praxisbeispiele auf kommunaler Ebene und aus der Gemeindearbeit anzureichern.

Die Suche nach dem Gemeinsamen zwischen den Religionen wurde auch im sich anschließenden Vortrag von Professor Mouhanad Khorchide herausgesellt. Er erörterte das Gottesbild im Islam und dessen Auswirkungen auf die muslimische Alltagspraxis sowie das Leben in der pluralen Gesellschaft. Als Schlüssel zum Verständnis Gottes im Islam nannte er die Eigenschaft der Barmherzigkeit. In seinen Ausführungen verwies er auf Parallelen zwischen dem Judentum und dem Islam im Bekenntnis zu einem barmherzigen Gott und fand im christlichen Glauben an einen die Schöpfung liebenden Gott eine weitere Parallele zum Gottesbild des Islam.

In der sich anschließenden Podiumsdiskussion mit Professor Freise und Professor Khorchide wurden wichtige Fragen zum interreligiösen Dialog diskutiert, u.a. Welche primären Ziele sollten mit dem interreligiösen Dialog verfolgt werden? Wo sind Hemmnisse in den jeweiligen eigenen Reihen und wie können diese überwunden werden? Auch das Verhältnis zwischen Religion und politischer Macht wurde in diesem Zusammenhang diskutiert und die Frage erörtert, wo aus machtpolitischen Gründen auch interreligiöse Entwicklungen verhindert werden und wie sich solche Hindernisse überwinden lassen.

Am Sonntag referierte Professor Freise abschließend über Formen und Ausmaße von Islamfeindlichkeit in der deutschen Gesellschaft einerseits und die Ausprägungen des extremistischen Islams andererseits. Beide Phänomene wurden von ihm als religionsbezogene Formen der Menschenfeindlichkeit herausgearbeitet und als eine wesentliche Herausforderung für die plurale Gesellschaft identifiziert.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit Rabeya Müller, Professor Freise sowie Professor Khorchide das Thema „Islam in Deutschland“ auf eine sehr ansprechende, facettenreiche und dialogfreundliche Art und Weise erfahren wurde. In den Vorträgen und im intensiven Austausch mit den Seminarteilnehmern boten die Referentin und die beiden Referenten sehr interessante, praxisnahe und erkenntnisreiche Reflexionen zum Thema der Tagung.

UNSERE REFERENTEN:

Prof. Dr. JOSEF FREISE
ist Erziehungswissenschaftler und Theologe.
Er war Referent und Geschäftsführer beim Internationalen Christlichen Friedens- und Entwicklungsdienst EIRENE und über 20 Jahre als Professor im Fachbereich Sozialwesen der Katholischen Hochschule NRW tätig. Er lehrt zur Sozialen Arbeit in der Migrationsgesellschaft und zur interreligiösen Pädagogik. Seine Tätigkeit umfasst zahlreiche politisch-gesellschaftliche wie interreligiöse Projekte, u.a. mit Universitäten in Palästina und Jordanien und mit islamischen Organisationen in Deutschland.

Prof. Dr. MOUHANAD KHORCHIDE
ist Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster, verantwortlich für den bundesweit ersten Ausbildungsgang muslimischer Religionslehrer. Er gehört in der Öffentlichkeit zu den prominentesten Vertretern eines modernen, weltoffenen und auf der Basis historisch-kritischer Auswertung der Quellen begründeten Islam. Als Mitbegründer und Vorsitzender der Muslimischen Gemeinschaft NRW ist er wichtiger Ansprechpartner für die NRW-Landesregierung.

RABEYA MÜLLER
ist Imamin bei der MGR (Muslimische Gemeinde Rheinland), muslimische Religionspädagogin und Schulbuchautorin, Bildungsreferentin beim Zentrum für Islamische Frauenforschung, Mitglied des religiösen Rats des Departments für Islamisch-Religiöse Studien an der Uni Erlangen Nürnberg und Trägerin der Toleranzringe der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Wien.

TAGUNGSLEITUNG UND ANSPRECHPARTNER: Damian Lazarek, Die Hegge