DAS VERTRAUTE UND DAS FREMDE
Innerhalb unserer Reihe „Benediktinische Spiritualität“ fand vom vom 18. bis 20. September 2020 eine Seminareinheit statt mit dem Thema:
DAS VERTRAUTE UND DAS FREMDE
Als wir im Advent des vergangenen Jahres das benediktinische Seminar für 2020 vorbereiteten und es unter das Thema „Das Vertraute und das Fremde“ stellten, ahnten wir nicht, wie schnell uns diese Materie einholen sollte. Erschüttert durch die Macht eines unscheinbaren Virus verschob sich das Ordnungsgefüge unserer Welt in einem solchen Ausmaß, dass sogar die Werke der Barmherzigkeit nicht mehr zu gelten scheinen: Alte und Kranke dürfen nicht besucht, Sterbende nicht begleitet, Tote nur im kleinsten Kreis verabschiedet werden. Das klingt nicht nur verstörend, sondern ist unserem christlich geprägten Kulturkreis ganz und gar fremd.
Wo Menschen auf derartig Fremdes stoßen, reagieren sie existentiell verunsichert. Da fehlen Erfahrungswerte, die eine Richtung vorgeben könnten, Handlungsmuster, an denen Orientierung möglich wäre und eine Sprache, die all dies auszudrücken vermöchte.
So kommt es nicht von ungefähr, dass die Benediktsregel zu einem großen Teil aus Schriftzitaten besteht und hierbei vor allem die Psalmen favorisiert. Bewusst greift sie damit auf Geschichten, Berichte und Gebete zurück, die genau dies garantieren: verlässliche Erfahrungswerte, erprobte Handlungsmuster und eine Sprache, die über Räume und Zeiten hinweg verstanden wird.
Hier wollte unser Seminar ansetzen und seinen Beitrag leisten für ein Zurückfinden in das, was uns dem Leben wieder trauen lässt. Texte aus der Hl. Schrift und der Benediktsregel sowie Werke aus Dichtung, bildender Kunst und Musik sollten uns in bewährter Form dabei begleiten.
UNSERE REFERENTINNEN:
Sr. HILDEGARD WOLTERS OSB aus der Abtei St. Maria in Fulda ist Gymnasiallehrerin i.R. mit den Fächern Musik und Französisch und Chorleiterin. Als Benediktinerin und Musikerin lebt sie in besonderer Weise mit den Psalmen und wird uns hineinführen in die Kunst, diese Gebete und Lieder mit dem eigenen Leben zu füllen.
Dr. ANNA ULRICH und DOROTHEE MANN sind Theologinnen, Heggefrauen und Dozentinnen des Christlichen Bildungswerks DIE HEGGE.
TAGUNGSLEITUNG: Dorothee Mann, Die Hegge
Frau Dorothee leitet die Übungen im Park
Vertrautes und Fremdes im Hegge-Park
Was habe ich in der Hand
das ist eine Geschichte
im Hegge-Park
aufmerksame Zuhörer
Station Pergola
Sr. Hildegard Wolters OSB beim Vortrag
Beim Schlußgespräch
Martina Kirchhof ist gespannt, wie sie vorgestellt wird
Martina Kirchhof mit Renaissance-Viola da Gamba
Martina Kirchhof mit Barock-Viola da Gamba
Martina Kirchhof moderiert
M. Kirchhof mit Barock-Viola da Gamba
M. Kirchhof mit Barock-Viola da Gamba (b)
AUSZUG AUS DEM TAGUNGSPROGRAMM:
FREITAG, 18. September 2020
Anreise bis 15.30 h
Beginn mit Kaffee und Kuchen
Begrüßung und Einführung durch Dorothee M a n n , Die Hegge
VERTRAUTES UND FREMDES im Hegge-Park entdecken
(Dorothee Mann)
Sr. Hildegard W o l t e r s OSB, Abtei Fulda:
„ANKOMMRUNDE“
SAMSTAG, 19. September 2020
Vorbereitung der Vesper mit Sr. Hildegard Wolters OSB
Dorothee M a n n , Die Hegge:
„Seht, nun mache ich Neues. Merkt Ihr es nicht?“ (Jes 43,19)
DER FREMDE ALS ORT DER GOTTESBEGEGNUNG IN BIBLISCHEN TEXTEN
Dr. Anna U l r i c h , Die Hegge:
„Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35)
ZUR LERNGESCHICHTE DER BARMHERZIGKEIT IN ALTER UND NEUER KUNST
1. Sonntagsvesper
Konzert mit Martina Kirchhof, Barock-Viola da Gamba
Martina Kirchhof brachte für den ersten Teil des Konzerts eine Renaissance-Diskant-Gambe mit, auf der sie lebendige Tänze und aufgeschriebene Improvisationen alter Meister aus Deutschland, Italien und England zu Gehör brachte. In ihrer Moderation erzählte die Gambistin von der damaligen Absicht dieser Musik: zur Ruhe zu kommen, Raum für die eigenen Fantasien und Vorstellungen zu haben und dadurch sein eigenes Inneres wieder zu entdecken und somit wieder in Harmonie zu kommen, in Einklang mit der Natur, mit Gott….
Im zweiten Teil präsentierte Kirchhof eine siebensaitige französische Barock-Viola da Gamba, mit deren sonoren Tönen und ihrer großen Klangvielfalt sie abwechslungsreiche Werke mit Eleganz, Virtuosität und viel Leidenschaft spielte. Die Fantasie von Telemann in G-Dur erinnerte an eine französische Muzette, die Suite von Marais mit dem Grand Ballet ließ den Sonnenkönig wieder lebendig werden. Zum Abschluss erklangen zwei Stücke von einem der letzten großen Gambenvirtuosen Karl Friedrich Abel, der für seine berührenden Adagi berühmt war. Nach begeistertem Applaus wurde der Künstlerin mit einem wunderschönen Blumenstrauß der Dank für das wohltuende Konzert ausgesprochen. Da der Applaus nicht nachließ, verabschiedete sich Frau Kirchhof mit einem verträumten Werk von Abel, das sie – wie sie äußerte – an einen Sonnenuntergang erinnere.
SONNTAG, 20. September 2020
Sr. Hildegard W o l t e r s OSB:
“Es ist ja nicht mein Feind, der mich verhöhnt …, nein du bist es, mein Freund und mein Vertrauter” (Ps 55)
PSALMEN IN WORT UND TON – VERSTÖREND FREMD UND DOCH ZUTIEFST VERTRAUT
Schlussgespräch und Ausklang