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ASSISTIERTER SUIZID

Vom 18. bis 20. November 2022 fand die 101. medizinethischen Tagung der Hegge statt. Sie stand unter dem Thema:

ASSISTIERTER SUIZID: Medizinische, rechtliche und ethische Perspektiven

Am 26. Februar 2020 verkündete das Bundesverfassungsgericht ein Urteil zum “Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung”. Demnach verstoße der entsprechende Paragraf 217 des StGB gegen das Grundgesetz und sei somit nichtig. Das im Grundgesetz verankerte allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasse auch ein “Recht auf selbstbestimmtes Sterben” und die “Freiheit, hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen”, so die Begründung.

Was bedeutet dieses Urteil für Ärztinnen und Ärzte? Kaum eine andere Frage rührt so an das ärztliche Selbstverständnis wie die nach ärztlicher Beteiligung am assistierten Suizid:
Wie sehr kann–, wie sehr darf-, wie sehr muss ein Arzt, eine Ärztin dem Wunsch nach ärztlicher Assistenz beim Suizid nachkommen?
Die Ärztetagung der Hegge hat dieses Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Am Freitag sprach der Chefarzt, am Samstag Vormittag der Philosoph, am Samstag Nachmittag die Juristin, und am Sonntag Vormittag der Theologe.
Die Tagungen auf der Hegge leben besonders vom Austausch der Teilnehmenden mit den Referentinnen und Referenten. Deshalb war nach jedem Vortrag genügend Zeit zum Gespräch vorgesehen.

Folgende Referentinnen und Referenten waren eingeladen:

Dr. med. HENDRIK LIEDTKE, Halle (Saale),
ist ärztlicher Direktor des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle und Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin. Unter seiner Regie wurden das Hospiz, die Palliativstation und die spezialisierte ambulante Palliativversorgung in das Heinrich Pera-Zentrum für Hospize und Palliativmedizin zusammengeführt.

Pfarrer Dr. theol. SIGURD RINK, Berlin,
leitet das Büro für den Präsidialbereich der Diakonie Deutschland in Berlin. Nach zwei Gemeindepfarrämtern war er Persönlicher Referent und Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Von 2002 bis 2014 Propst (Regionalbischof) für das Nassauer Land in Wiesbaden. In dieser Zeit Lehrbeauftragter für Theologische Ethik und Vorsitzender der Akademie in Arnoldshain und Frankfurt. Von 2014 bis 2020 Bischof der EKD für die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr. Vizepräsident des Evangelischen Bundes.

Prof. Dr. phil. HÉCTOR WITTWER, Magdeburg,
ist Professor für Praktische Philosophie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
Er hat sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Problem des Todes und der Ethik der Selbsttötung beschäftigt. Zu diesen Themen sind von ihm u. a. die Einführung Philosophie des Todes (2009) sowie die Anthologien Der Tod. Philosophische Texte von der Antike bis zur Gegenwart (2014) und Sterbehilfe und ärztliche Beihilfe zum Suizid. Grundlagentexte zur ethischen Debatte (2020) erschienen. Im Jahr 2020 veröffentlichte er die Monographie Das Leben beenden. Über die Ethik der Selbsttötung.

Prof. Dr. jur. RUTH RISSING-VAN SAAN, Bochum,
von 1988 bis 2011 Richterin am Bundesgerichtshof in Karlsruhe, von 2002 bis 2011 Vorsitzende Richterin des dortigen 2. Strafsenats und damit an dem weg-weisenden Sterbehilfe-Urteil des BGH vom 25. Juni 2010 federführend beteiligt.

GESPRÄCHSLEITUNG: Dr. med. Ulli Polenz, Paderborn
TAGUNGSLEITUNG: Lic. theol. Dorothee Mann, Die Hegge

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Begrüßung der Referenten und der Teilnehmer durch Dorothee Mann, Die Hegge

Erwartungsvolles Publikum

Dr. med. Hendrik Liedtke

Fragen aus dem Publikum werden beantwortet von Dr. Liedtke und Dr. Polenz

Blick aus dem Vortragsraum

Dorothee Mann stellt den nächsten Referenten, Prof. Dr. phil. Hector Wittwer vor

Prof. Dr. H. Wittwer

Intensive Gespräche auch in der Kaffepause

Gedankenaustausch

Frau Prof. Rissing-van Saan im Gespräch mit Prof. Wittwer

Prof. Wittwer und Dr. Polenz bei der Diskussion

Die Weite der Winterlandschaft in der Mittagspause lässt den Kopf frei werden

Der erste Schnee

Das Kreuz "Geduld" - ein beliebtes Ziel in der Mittagspause

Winterlich-herbstliche Bäume im Hegge-Park

Frau Prof. Dr. Ruth Rissing-van Saan

Frau Prof. Dr. Ruth Rissing-van Saan

Pfarrer Dr. theol. Sigurd Rink bei seinem Vortrag

Dr. Rink und Dr. Polenz bei der Diskussion mit den Teilnehmenden

Applaus der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die gelungene Tagung

Im Downloadbereich stehen Materialien zu den Vorträgen passwortgeschützt zur Verfügung.

AUSZUG AUS DEM TAGUNGSPROGRAMM:

FREITAG, 18. November 2022

18.00 Uhr        Beginn mit Abendessen

19.00 Uhr        Begrüßung und Einführung durch Lic. Theol. Dorothee  M a n n , Die Hegge

Prof. Dr. med. Hendrik L i e d t k e , Halle:
KONFLIKT KIRCHE UND MEDIZIN
aus ärztlicher Sicht

SAMSTAG, 19. November 2022

Prof. Dr. phil. Héctor W i t t w e r ,    Magdeburg:
DIE ÄRZTLICHE BEIHILFE ZUM SUIZID UND DAS ETHOS DER MEDIZIN

Prof. Dr. jur. Ruth R i s s i n g -v a n  S a a n , Bochum:
DAS VERFASSUNGSRECHTLICH GARANTIERTE RECHT AUF EIN SELBSTBESTIMMTES STERBEN UND SEINE RECHTLICHEN GRENZEN

Dr. med. Ulli P o l e n z , Paderborn-Wewer:
ASSISTIERTER SUIZID ALS ANFRAGE IN DER ÄRZTLICHEN TÄTIGKEIT
Gesprächsrunde

SONNTAG, 20. November 2022

Pfarrer Dr. Sigurd R i n k , Berlin:
ZWISCHEN SELBSTBESTIMMUNG UND LEBENSSCHUTZ:
Das ethische Dilemma einer Assistenz bei einem Suizid

Schlussgespräch